Modi schürt Ängste vor muslimischer Bevölkerungsexpansion

Wahlkampfrede sorgt für Aufruhr

Der indische Premierminister Narendra Modi hat bei einer Wahlkampfveranstaltung erneut durch antimuslimische Rhetorik für Kontroversen gesorgt. Erneut betonte er die vermeintliche Bedrohung durch die muslimische Bevölkerungszunahme.

In Indien findet derzeit die weltweit größte Wahl statt. Über 960 Millionen Menschen sind registriert, um über sechs Wochen hinweg ihre Stimme abzugeben. Premierminister Narendra Modi führt die Kampagne für seine Bharatiya Janata Party (BJP) an und reist dafür kreuz und quer durch das Land.

Am 21. April 2024 hielt Modi eine Rede, in der er Muslime als “Eindringlinge” bezeichnete. Er warnte, dass bei einem Wahlsieg der Oppositionspartei, des Indischen Nationalkongresses, der Wohlstand der Hindus an Gemeinschaften gehen würde, die “zu viele Kinder” hätten – eine kaum verhüllte Anspielung auf Muslime.

Modis Äußerungen stehen im Kontext einer langen Geschichte der Angst vor einer muslimischen Bevölkerungsübernahme in Indien. Diese Furcht hat ihre Wurzeln in der britischen Kolonialzeit und wird seitdem von hindu-nationalistischen Gruppen immer wieder geschürt.

Bereits 1919 gewährten die Briten den Indern begrenzte Selbstverwaltung, wobei hinduistische und muslimische Führer Bedenken über das schnelle Bevölkerungswachstum äußerten. Diese Ängste wurden durch britische Kategorisierungen nach Kasten und Religion verstärkt, was die Spannungen zwischen den Gemeinschaften verschärfte.

Nach der Unabhängigkeit 1947 setzten sich diese Spannungen fort. Hinduistische Nationalisten sahen die Gründung Pakistans als Niederlage und begannen, die muslimische Bevölkerungszunahme als Bedrohung zu betrachten. Diese Wahrnehmung beeinflusste die Politik in den Bereichen Gesundheitswesen und Bildung erheblich.

Seit den 1950er Jahren hat Indien Programme zur Bevölkerungsbegrenzung eingeführt. Diese richteten sich oft unverhältnismäßig gegen Muslime, was deren Misstrauen verstärkte. Die aggressive Sterilisationskampagne der 1970er Jahre unter Premierministerin Indira Gandhi trug zusätzlich zur Entfremdung bei.

Modis BJP hat seit ihrer Gründung 1980 immer wieder Ängste vor einer muslimischen Bevölkerungsdominanz geschürt. Die Partei setzte auf diese Rhetorik, um Wahlerfolge zu erzielen und Gesetze wie das diskriminierende Staatsbürgerschaftsänderungsgesetz durchzusetzen.

Obwohl die muslimische Minderheit von 11 in den 1980er Jahren auf 14 Prozent heute angewachsen ist, ist ihre Repräsentation im Parlament gesunken. Modi nutzt historische Ängste und Verschwörungstheorien wie den “Liebes-Dschihad” für politische Zwecke, um seine Basis zu mobilisieren und von Problemen wie Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit abzulenken.

Modis jüngste Äußerungen sind ein weiteres Beispiel für die fortgesetzte Nutzung antimuslimischer Rhetorik im Wahlkampf. Die Spannungen, die dadurch geschürt werden, könnten die ohnehin schon fragile gesellschaftliche Harmonie weiter belasten.

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