Neuer Vorschlag zur Rolle des Papstamtes stößt auf positive Resonanz

Anglikanische und armenische Kirchen begrüßen vatikanische Reformpläne

Der Vatikan hat ein Dokument veröffentlicht, das eine neue Ausrichtung und Ausübung des Papstamtes vorschlägt. Die Reaktionen der anglikanischen und armenischen Kirchen auf diese Vorschläge sind positiv.

Am Donnerstag präsentierten der Kurienkardinal Kurt Koch und Kardinal Mario Grech das Dokument „Der Bischof von Rom“ im vatikanischen Pressesaal. Erzbischof Khajag Barsamian, der sich aus Armenien zuschaltete, betonte die Bedeutung des Dokuments für die ökumenischen Gespräche. Er sagte, das Dokument werde als Referenzpunkt für die künftigen Diskussionen zwischen den Kirchen dienen. In den ersten Jahrhunderten gab es eine kirchliche Gemeinschaft ohne gemeinsames Kirchenrecht und Struktur. Barsamian hofft, dass diese Praxis in Zukunft wieder gültig sein wird.

Erzbischof Ian Ernest von der anglikanischen Kirche begrüßte das Dokument ebenfalls. Er bezeichnete es als „großen Erfolg“. Ernest, der persönliche Repräsentant des Erzbischofs von Canterbury in Rom, erklärte, das Papier eröffne neue Perspektiven für die Beziehungen zwischen den Kirchen im Hinblick auf das Thema des Papstprimats. Er betonte, dass die katholische Kirche die Anregungen des Dokuments sorgfältig prüfen solle. Besonders wichtig sei die Idee einer „Neuformulierung“ der Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils über den Papstprimat. Diese Lehren seien bisher ein großer Stolperstein in den ökumenischen Beziehungen gewesen.

Ernest lobte die Rückkehr zum Titel „Diener der Diener Gottes“ (Servus servorum Dei), der von Papst Gregor dem Großen eingeführt wurde. Dieser Titel sei die beste Garantie dafür, dass das Papstprimat als Dienst verstanden werde. Die anglikanische Kirche habe schon lange ein universales Papstprimat als sichtbares Einheitssymbol für die christlichen Kirchen anerkannt.

Neuer Vorschlag zur Rolle des Papstamtes stößt auf positive Resonanz

Das Dokument „Der Bischof von Rom“ schlägt weitreichende Änderungen vor. Ein neues Verständnis des Papstprimats soll zur Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen. Die erste Änderung betrifft die Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils von 1870, die dogmatische Unfehlbarkeit des Papstes und seine Rolle als oberster Gesetzgeber und Richter der gesamten christlichen Kirche erklärten. Diese Lehren sollen nun in eine moderne Theologie integriert werden, die die Kirche als Gemeinschaft und nicht als Monarchie versteht.

Das Papier fordert zudem eine klare Trennung der Verantwortungsbereiche des Bischofs von Rom. Der Papst solle sein Amt in Rom sichtbarer ausüben und in bestimmten Fragen auf einer Stufe mit den Kirchen des Ostens stehen. Gleichzeitig solle er den „Primat der Einheit in der Gemeinschaft der westlichen wie der östlichen Kirchen“ innehaben.

Ein weiterer Vorschlag betrifft die Verfassung der katholischen Kirche. Diese solle stärker in Richtung Synodalität gehen, also gemeinsame Beratung und Beschlussfassung. Dies erfordere ein Nachdenken über die Autorität der nationalen und regionalen Bischofskonferenzen.

Das Dokument regt zudem die Schaffung einer globalen Beratungsebene mit regelmäßigen Treffen der Kirchenführer unterschiedlicher Konfessionen an, um die Gemeinschaft zu vertiefen und sichtbarer zu machen. Es enthält auch Vorschläge zur ökumenischen Rolle des Papstes. Er solle konfessionsübergreifende Konzilien einberufen und ihnen vorsitzen können. Außerdem könnte er bei Disziplinar- oder Lehrkonflikten als Mediator fungieren.

Wie die vatikanischen Vorschläge kirchenrechtlich umgesetzt werden, bleibt offen. Einige könnten durch Kirchengesetze in Kraft gesetzt werden, während andere möglicherweise die Zustimmung eines Dritten Vatikanischen Konzils erfordern würden. Der Vatikan wird die Vorschläge den anderen Kirchen zur Bewertung zusenden und hofft auf positive Antworten und weiterführende Gespräche.

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