Baukasten-Extremismus: Nicholas Fuentes und die neue Gefahr

Radikaler Influencer stellt Herausforderung dar

Nicholas J. Fuentes, ein 25-jähriger Influencer aus einem Vorort von Chicago, steht für einen beunruhigenden Trend: den Baukasten-Extremismus. Mit seiner Leugnung des Holocausts, Bewunderung für die Taliban und Verachtung für das liberale Amerika hat er sich eine Anhängerschaft aufgebaut. Sein Einfluss wächst, und er stellt eine ernsthafte Bedrohung dar.

Das Taxi fährt aus der Innenstadt Chicagos heraus, vorbei an Wolkenkratzern, hin zu einer Landschaft aus Einfamilienhäusern. In einem dieser Häuser empfängt Nicholas J. Fuentes zum Interview. Für viele ist er ein Rassist, der Mann selbst sieht sich als letzter „echter Konservativer“. Sogar Donald Trumps Politik ist ihm zu liberal.

Fuentes betrachtet den Holocaust als normales Kriegsverbrechen und leugnet die Existenz von Gaskammern. Er bevorzugt die Taliban gegenüber den „gottlosen und liberalen“ USA. Diese extremen Ansichten verbinden ihn mit einem globalen Publikum über das Internet, wo der Mann Hass verbreitet und gleichzeitig verharmlost.

Dieser „Baukasten-Extremismus“, ein Begriff geprägt vom „Spiegel“, kombiniert Rassismus, Homophobie, Misogynie, Antisemitismus und die Verehrung autoritärer Führer. Fuentes’ Auftritte sind oft von einer betonten Freundlichkeit geprägt, die seine radikalen Ansichten kaschiert und ihn anschlussfähig an verschiedene extremistische Kreise macht.

Baukasten-Extremismus: Nicholas Fuentes und die neue Gefahr

Fuentes wurde Ende 2022 bekannter, als Kanye West ihn zu einem Dinner mit Donald Trump mitnahm. Das Team des ehemaligen US-Präsidenten distanzierte sich später von Fuentes, nachdem sie seine Ansichten erkannt hatten.

In seinem Haus führt Fuentes seine Online-Polit-Show, die trotz Sperrungen auf großen Plattformen wie YouTube immer noch Tausende erreicht. In diesen Shows äußert er oft Sympathien für radikale Islamisten wie die Taliban. Experten wie Jakob Guhl vom „Institute for Strategic Dialogue“ beobachten einen wachsenden Trend zur Zusammenarbeit zwischen Rechtsextremen und Islamisten.

Ein Beispiel dafür ist der Mord eines früheren Neonazis an zwei ehemaligen Kameraden in Florida, die sich über seine Konvertierung zum Islam lustig gemacht hatten. Die NPD, heute „Die Heimat“, pflegte lange Kontakte zur Islamistenszene. Solche Sympathien basieren oft auf gemeinsamen autoritären und anti-liberalen Ansichten.

Die strukturelle Zusammenarbeit zwischen Rechtsextremen und Islamisten ist jedoch begrenzt, da ihre Ideologien oft inkompatibel sind. Dennoch zeigt die individuelle Zuneigung, wie breit die Front ist, der sich Liberalismus und Demokratie gegenübersehen.

Fuentes hat sein Studium abgebrochen und ist in der extrem rechten Blase verankert. Außerhalb dieser Kreise ist er persona non grata. Die rassistischen Einstellungen und Hass sind sein Geschäftsmodell. Dies macht eine Umkehr unwahrscheinlich.

Während er Hotdogs bestellt, gibt Fuentes an, ein Incel zu sein – unfreiwillig zölibatär. Diese Selbstzuschreibung wirkt bei ihm jedoch genauso inszeniert wie viele seiner anderen Aussagen. Sein Extremismus ist ein Baukasten, zusammengesetzt aus verschiedenen ideologischen Versatzstücken, die er je nach Bedarf verwendet.

Fuentes bleibt ein radikaler Influencer, dessen Ansichten und Handlungen eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Seine Ideologie und Methoden sind ein Beispiel für die gefährliche Mischung aus Hass und Ideologie, die in den sozialen Medien verbreitet wird.

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