Antisemitismus im Keim ersticken

Programm „Respekt Coaches“ fördert interreligiösen Dialog

Schülerinnen und Schüler aus Haar und Hohenbrunn erleben im Rahmen des Bundesprogramms „Respekt Coaches“ erste Berührungen mit dem Judentum durch Synagogenführungen. Das Programm, organisiert vom Jugendmigrationsdienst im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zielt darauf ab, Vorurteile abzubauen und Toleranz zu fördern.

„Warum tragen Männer im Judentum eine Kopfbedeckung?“ – solche Fragen hört Jan Mühlstein häufig.

Der Mitbegründer der Synagoge Beth Shalom führt im Juli Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Klassen der Carl-Steinmeier-Mittelschule Hohenbrunn und der Mittelschule Haar durch die Synagoge. Insgesamt nehmen die Jugendlichen an acht Führungen durch Synagogen und Moscheen teil. Das Ziel ist es, die Sozialkompetenz durch interreligiösen Dialog zu stärken.

Mühlstein, der regelmäßig Schulklassen sowie Polizei- und Konfirmandengruppen durch die Synagoge führt, sieht die direkte Begegnung als bestes Mittel, um Vorurteile abzubauen.

„Die Schüler sollen einen ersten Eindruck bekommen“, sagt er.

Themen der 90-minütigen Führungen sind jüdische Feiertage, der Lebenszyklus, die Synagoge und das liberale Judentum. Für viele ist es der erste Besuch in einer Synagoge und die erste Begegnung mit Juden.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober liegt ein verstärkter Fokus auf Antisemitismus-Prävention. Markus Fauth, Schulleiter der Mittelschule Haar, lobt die Arbeit des „Respekt Coaches“ Florian Berwig. Berwig organisiert seit über einem Jahr politische Bildungsprogramme.

„Projekte wie Synagogen- und Moscheeführungen oder Antirassismus-Workshops sind besonders hilfreich, um die Sozialkompetenz unserer Schüler zu fördern“, sagt Fauth.

Berwig, tätig an der Mittelschule Haar und der Carl-Steinmeier-Mittelschule, sieht seine Arbeit als Chance, Themen aufzugreifen, für die im regulären Unterricht keine Zeit ist. Besonders der interreligiöse und interkulturelle Dialog steht im Mittelpunkt.

„Unsere Arbeit orientiert sich am Bedarf“, betont Berwig.

Themen wie Geschlechter- und Sexualitätsfragen oder der Ukraine-Krieg wurden in der Vergangenheit behandelt. Aktuell liegt der Fokus auf dem Nahostkonflikt.

„Natürlich sind die Erfolge in der Präventionsarbeit nicht sofort sichtbar. Dennoch merken wir, dass bei den Jugendlichen etwas hängen bleibt und ihr Bewusstsein im Umgang mit Rassismus oder Antisemitismus geschärft wird“, berichtet Berwig.

Angesichts drohender Fördermittelkürzungen im kommenden Jahr zeigt er sich wütend.

„Die Politik versäumt es seit Jahren, künftige Erstwähler politisch aufzuklären“, kritisiert er.

Um Studierende zu engagierten Demokraten und sozial kompetenten Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen, brauche es eine Politik, die nicht am falschen Ende spart.

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