Kulturgeschichte oder ideologische Konstruktion?

Wie die Kelten in Politik, Forschung und Popkultur instrumentalisiert wurden

Die Keltomanie, die im 18. und 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, beschäftigt bis heute Historiker und Kulturforscher. Was einst als romantische Verklärung begann, entwickelte sich schnell zu einem Mittel für politische und ideologische Zwecke. Besonders in Frankreich und Großbritannien wurde die keltische Geschichte zur Legitimation nationaler Narrative herangezogen.

Während Napoleon III. Ausgrabungen finanzierte, um keltisch-germanische Konflikte historisch zu untermauern, wurde in Irland und Wales die keltische Kultur als Symbol des Widerstands gegen Kolonialismus gefeiert. Gleichzeitig unterdrückte die französische Regierung die bretonische Sprache, obwohl sie auf die keltische Identität der Region verwies.

In der modernen Popkultur hat die Keltomanie neue Formen angenommen. Festivals, Musik und Mode greifen keltische Motive auf – in Deutschland laden mehr als 50 Keltenpfade zur „Zeitreise“ ein. Doch die Kritik wächst. Manche sprechen von einer kommerziellen Ausbeutung, andere sehen in der Popularität einen Verlust der historischen Tiefe.

Die Kelten sind längst mehr als nur Geschichte – sie sind Projektionsfläche für Ideologien und ein lukratives Geschäftsfeld.

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