Die unbeachteten Opfer: Zeugen Jehovas fordern Mahnmal

100 Jahre in Österreich: Die Zeugen Jehovas verlangen ein Mahnmal für die von den Nazis verfolgten ‘Bibelforscher’ verlangen und suchen in der modernen Welt ihren Platz.

In Deutschland haben sämtliche politischen Parteien im Bundestag einhellig einen Antrag befürwortet, der die Schaffung eines Gedenkzeichens für die Zeugen Jehovas, die während der nationalsozialistischen Ära verfolgt und getötet wurden, fordert. Johann Zimmermann, Vorstand der Zeugen Jehovas in Österreich, verfolgt die Entwicklungen im Nachbarland mit wachsender Faszination und gibt zu bedenken: “Wir schauen mit wohlwollendem Blick auf das, was sich in unserem Nachbarland tut, und sehen es als Zeichen des Fortschritts. Es wäre nur angemessen, wenn auch in Österreich eine solche Geste folgt.”

In den letzten Jahren verzeichneten die Zeugen Jehovas zweifellos eine positive Entwicklung, insbesondere die ersehnte offizielle Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Zimmermann hebt die Bedeutung dieses Meilensteins hervor: “Dieser Schritt war ein wahrhaft großer Triumph für unsere Religionsgemeinschaft, für unsere Glaubensangehörigen und für das Religionsrecht in Österreich.”

Trotzdem hat der Klang der Explosion, der im August kurz nach einem Gottesdienst in Leibnitz zwei Fahrzeuge zerstörte, die positive Stimmung jäh getrübt, und die Polizei ermittelt noch immer in diesem Fall. Diese Ereignisse haben Zweifel und Sorge ausgelöst, aber die Zeugen Jehovas sind entschlossen, ihre Freiheit und Sicherheit nicht einschränken zu lassen.

Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas blickt besorgt auf jüngste Angriffe, darunter den tragischen Vorfall in Hamburg, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen, sowie einen Brandanschlag in Leibnitz. Solche Vorfälle in dieser Form gab es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, und die genauen Ursachen bleiben weiterhin im Dunkeln verborgen.

Trotz dieser beunruhigenden Entwicklungen gibt es einen Hoffnungsschimmer: Die Zeugen Jehovas stellen fest, dass die Menschen in ihrer Mission freundlicher auf sie reagieren. Die Menschen zeigen sich laut Zimmermann weniger rau und direkter in ihren Reaktionen, was zweifellos ein positiver Fortschritt ist.

Während viele christlichen Kirchen Mitglieder verlieren, findet bei den Zeugen Jehovas einen stetiger Zuwachs statt, zuletzt um zwei Prozent. Die offizielle Anerkennung hat ihnen bei ihrer Mission geholfen, in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen zu werden. Zimmermann erklärt: “Für uns ist es entscheidend, mit anderen in Kontakt zu treten, gerade in einer Zeit, in der die Religion zunehmend in die Privatsphäre gedrängt wird.”

Galileo-Beitrag zu den Zeugen Jehovas.

Die gefeierten positiven Entwicklungen der Zeugen Jehovas dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Leiden der in der NS-Zeit verfolgten “Bibelforscher” nach wie vor ungesühnt sind. Das geplante Mahnmal in Deutschland hat unsere Aufmerksamkeit geweckt, und Österreich sollte diesem Beispiel folgen. Entgegen vereinzelter Angriffe und Herausforderungen bleiben die Zeugen Jehovas optimistisch und setzen auf freundlichere Reaktionen in einer zunehmend säkularisierten Welt.

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