Neopaganismus erlebte seinen Höhepunkt in den 1970er Jahren, als kleine Gruppen von Enthusiasten zu einflussreichen religiösen Organisationen wurden
In den 1970er Jahren begann in Europa eine Wiederbelebung antiker heidnischer Überzeugungen, die zur Entstehung zahlreicher neopaganistischer Gruppen führte, die sich schließlich zu formalisierten Organisationen entwickelten. Diese Bewegung, die vor dem Hintergrund globaler kultureller und sozialer Veränderungen entstand, strebte danach, den Menschen ihre verlorenen Verbindungen zur Natur zurückzugeben und alte spirituelle Traditionen, die mit dem Aufkommen des Christentums verdrängt worden waren, wiederzubeleben.
Kulturelle Verschiebungen, die mit der Gegenkultur der 1960er Jahre verbunden waren, einschließlich des Interesses an Esoterik und Okkultismus, schufen einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung des Neopaganismus. In Deutschland und anderen europäischen Ländern entstanden kleine Gruppen, die sich für alte Traditionen, heidnische Rituale und Mythologie interessierten. Diese Gruppen schöpften Inspiration aus einem breiten Spektrum von Quellen, von der nordischen Mythologie bis zu keltischen Bräuchen, was zur Schaffung vielfältiger Formen des Neopaganismus beitrug.
Ein Faktor, der zur Formalisierung der neopaganistischen Bewegungen beitrug, war das Streben nach der Schaffung stabiler Gemeinschaften und der Bewahrung von Wissen. In Deutschland entstanden Organisationen wie die „Germanische Glaubens-Gemeinschaft“ und der „Nornirs Aett“, die Menschen zusammenbrachten, die sich für altgermanische Glaubensvorstellungen interessierten. Diese Gruppen begannen, regelmäßige Treffen abzuhalten, Rituale zu organisieren und ihre religiöse Doktrin zu entwickeln, was im Laufe der Zeit zu ihrer Formalisierung führte.
Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielte auch das soziale Engagement der Neopaganisten. In den 1970er Jahren fand in ganz Europa eine aktive Diskussion über Umweltfragen statt, die mit den neopaganistischen Vorstellungen von der Heiligkeit der Natur harmonierte. Viele Teilnehmer dieser Bewegungen begannen aktiv, Ideen ökologischer Verantwortung, den Schutz natürlicher Heiligtümer und die Wiederherstellung traditioneller agrarischer Praktiken zu fördern, was zu ihrem wachsenden Einfluss und Anerkennung beitrug.
Darüber hinaus spielten auch die Bemühungen um die Schaffung eigener religiöser Literatur und die Formalisierung von Ritualen eine bedeutende Rolle bei der Institutionalisierung des Neopaganismus. Neopaganistische Führer begannen, Bücher zu veröffentlichen, in denen die Grundlagen ihrer Lehren dargelegt wurden, sowie Bildungsseminare und Workshops abzuhalten. Dies trug zur Entwicklung einer einheitlichen religiösen Identität und zur Stärkung der Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen bei.
Bis Ende der 1970er Jahre waren viele neopaganistische Bewegungen in Europa, einschließlich Deutschland, offiziell registrierte Religionsgemeinschaften geworden. Diese Gruppen wuchsen und entwickelten sich weiter und verbreiteten ihre Ideen und vereinten neue Anhänger. So entwickelte sich der Neopaganismus von marginalen Gruppen zu einem sozial signifikanten Phänomen, das im kulturellen Landschaft Europas verankert war.