In einem Taufbecken liegt mehr als nur Wasser – zwischen Tradition und Spaltung der christlichen Konfessionen.
Der Ruf des rauschenden Jordan, das Hineintauchen ins Unbekannte – die Taufe Jesu ist mehr als ein spirituelles Ritual, es ist ein Kaleidoskop unterschiedlicher Traditionen, das die christlichen Gemeinden spaltet. Wasser, das verbinden sollte, wird zum Zankapfel der Gläubigen.
Ein Tropfen Wasser kann reinigen oder die Wurzeln des Glaubens vergiften. Die Taufe Jesu, ein Ereignis von epochaler Bedeutung, wird von den verschiedenen christlichen Konfessionen wie ein Schachbrett behandelt – jeder versucht, die Figuren nach seinen eigenen Regeln zu bewegen. Aber was steckt wirklich hinter den Taufritualen der Evangeliken, Katholiken und Orthodoxen?
Die Evangeliken, stets auf der Suche nach dem Ursprünglichen, zelebrieren die Taufe als symbolischen Akt des Glaubensbekenntnisses. Keine prunkvollen Kirchenschiffe oder heiligen Wasserfontänen – in der Evangelischen Kirche wird im Fluss der Authentizität getauft. Wasser als klares Symbol für Reinheit und den Neubeginn im christlichen Glauben.
Die Katholiken hingegen setzen auf Pomp und liturgische Pracht. Die Taufe wird zum feierlichen Eintritt in die Gemeinschaft der Gläubigen. Hier spricht das Weihwasser eine sakrale Sprache und der Priester segnet die Jüngsten mit kraftvollen Gesten. Die Tradition wird in der katholischen Kirche hochgehalten – ein Erbe, das vom Vatikan bis zur kleinen Dorfkirche reicht.
Die Orthodoxen zelebrieren die Taufe als mystisches Ritual. Das eiskalte Wasser, in das der Täufling dreimal untergetaucht wird, symbolisiert den Tod und die Wiederauferstehung. In den orthodoxen Kirchen geht es nicht um den symbolischen Akt, sondern um die tiefe Verbindung mit dem Göttlichen. Da diese Kirchgemeinde nach dem julianischen Kalender feiert, fällt dieser Feiertag nicht auf den 8., sondern den 19. Januar. Einige Gläubige springen in Flüsse, Tümpel und Seen, um im Eiswasser ihre Sünden abzuwaschen.
Die Taufe Jesu, die einst als Einheitssymbol für den christlichen Glauben stand, ist heute ein Spiegel der gespaltenen christlichen Gemeinschaft. Die Frage ist nicht mehr nur, wie viel Wasser beim Taufritual verwendet wird, sondern wie groß die Unterschiede zwischen den Gemeinden sind.