Mehr muslimische Bestattungen gewünscht

Warteschlangen und Wünsche: der wachsende Bedarf nach muslimischen Gräbern stellt Berlin vor Herausforderungen.

Unsere Hauptstadt steht vor einem begräbnisreifen Dilemma: Der drastische Anstieg muslimischer Bestattungen setzt die Hauptstadt unter Spannung. Während die Bevölkerung altert und immer mehr in Berlin verwurzelte Muslime ihre letzte Ruhestätte vor Ort suchen, explodiert die Nachfrage nach speziellen Grabstätten. Die Flüchtlingssituation trägt ebenso zu diesem explosiven Bedarf bei, der die bisherigen Kapazitäten sprengt.

Im Fokus dieser Auseinandersetzung stehen die strikten Vorgaben einer muslimischen Bestattung. Dabei sind Urnenbeisetzungen ausgeschlossen; gemäß islamischer Tradition wird der Verstorbene in ein Leichentuch gehüllt und gemäß der Ausrichtung nach Mekka beerdigt. Berlin hat zwar seit 2010 eine Sonderregelung für Leichentuchbestattungen auf muslimischen Friedhöfen, doch das reicht nicht aus. Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl muslimischer Bestattungen in Berlin verfünffacht.

In Berlin leben zurzeit nun 300 Tausend Muslime. Es wird geschätzt, dass etwa 2000 muslimische Gräber pro Jahr benötigt werden. Allerdings gibt es derzeit nur auf einigen Friedhöfen spezielle Bereiche für muslimische Beerdigungen. Es sind Maßnahmen zur Schaffung neuer Grabstellen im Oktober auf verschiedenen Friedhöfen wie Sophien III und dem Emmaus-Friedhof geplant. Dennoch bleibt die Kritik bestehen, da auf den meisten Friedhöfen nur eine Bestattung pro Tag möglich ist und dies zu längeren Wartezeiten führt.

Ahmet Gür, Vorstandsmitglied der Sehitlik-Gemeinde, fordert langfristige Lösungen für alle Berliner Bezirke. Die neuen Grabfelder können zwar vorübergehend die Nachfrage teilweise decken, aber eine Bestattung ohne langwierige Wartezeiten bleibt ein Wunschtraum. Die Unmöglichkeit, den Verstorbenen zeitnah zu beerdigen, zwingt viele Familien sogar zur Überführung ins Ausland.

Berlin steht vor einem Grabenkampf um muslimische Bestattungen, der die steigende Nachfrage und die begrenzten Kapazitäten aufzeigt. Trotz neuer Grabfelder bleibt die Realität trostlos: Lange Wartezeiten und begrenzte tägliche Beerdigungen zwingen viele dazu, alternative Lösungen im Ausland zu suchen.

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