Symbol gegen Unrecht und Willkür eingeweiht
Horb am Neckar (Kreis Freudenstadt) hat ein bedeutendes Kapitel seiner Geschichte in den Fokus gerückt. Im Jahr 2022 eröffnete die Stadt einen einzigartigen Geschichtspfad und ein Mahnmal, die an die brutalen Hexenverfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts erinnern. Der Pfad führt über vier Kilometer und macht die Vergangenheit an neun Stationen lebendig. Die Besucher können den Weg über ihr Smartphone entdecken und an jedem Halt tiefer in das düstere Geschehen eintauchen.
Im Zentrum des Rundwegs steht das Mahnmal auf dem Galgenfeld, wo einst grausame Hinrichtungen stattfanden. An genau dieser Stelle wurden Menschen, die der Hexerei beschuldigt wurden, enthauptet oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Heute erhebt sich dort eine massive Stahlpyramide – ein unübersehbares Mahnmal, das die Flammen der Scheiterhaufen symbolisiert und an die Schrecken vergangener Zeiten erinnert.
Doch die Aufarbeitung begann erst in den letzten Jahrzehnten. Der Historiker Johannes Dillinger hatte in den 1990er Jahren im Stadtarchiv akribisch nach Beweisen für die Hexenprozesse gesucht. Dabei deckte er auf, dass diese Gräueltaten in den Geschichtsbüchern der Stadt für lange Zeit verharmlost oder verschwiegen wurden. Sein Einsatz war der Auslöser für eine neue Perspektive auf Horbs Vergangenheit.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ bereits die Entscheidung aus dem Jahr 2005. Der Gemeinderat benannte eine Straße nach Christina Rauscher, die als Symbol des Widerstands gegen die Hexenverfolgung gilt. Sie wehrte sich mutig gegen Folter und erhob ihre Stimme gegen die unmenschlichen Anklagen. Mit Unterstützung ihres Ehemanns wandte sie sich an die Regierung in Innsbruck und setzte sich gegen die Verfolgungen zur Wehr. Ihr Name steht nun für den Mut, Unrecht nicht tatenlos hinzunehmen.
Horb am Neckar will mit dieser Initiative nicht nur die Vergangenheit bewahren, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft setzen. Der Lehrpfad und das Mahnmal sollen wachrütteln und mahnen, dass Willkür und Vorurteile niemals wieder solchen Schrecken verbreiten dürfen.