Herausforderungen im Studium der Islamischen Theologie

Studienabbruch und Krisen im Unterricht

Das Studium der Islamischen Theologie in Deutschland steht vor vielfältigen Herausforderungen. Lena Dreier und Constantin Wagner haben eine Studie durchgeführt, die zeigt, dass die Mehrheit der Studierenden stark gläubig, aber oft schwach gebildet ist. 80 Prozent der Befragten gaben an, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache sei. 42 Prozent der Studierenden erklärten, dass sie das Fach studierten, um ihren Glauben zu stärken, ebenso viele gaben an, dass sie „hinterfragen und reflektieren üben“ wollten.

Trotz des geringen Bildungskapitals der Teilnehmer kommen Dreier und Wagner zum Ergebnis, dass Studierende der Islamischen Theologie eine fachspezifische Sozialisation während ihres Studiums erfahren. Diese sei dadurch gekennzeichnet, dass bestehendes Wissen hinterfragt und eigene Überzeugungen kontextualisiert und pluralisiert werden.

Ufuk Topkara, Dozent für Vergleichende Theologie in islamischer Perspektive, betont die intime Natur des Fachs.

„Es öffnet Zusammenhänge in die Seele des Menschen“, sagt Topkara.

Er stellt fest, dass religiöse Traditionen menschliche Konstruktionen seien und es daher mehrere Auslegungen des Islam gebe.

Kritik an der Islamischen Theologie und ihren Studierenden gibt es reichlich. Der Vorwurf, das Fach würde islamischen Antisemitismus verstärken, enttäuscht Murat Kurnaz, einen weiteren führenden Wissenschaftler des Fachs. Er sieht die Auseinandersetzung mit religiösen Texten als Möglichkeit, Studierende zur kritischen Reflexion zu erziehen.

Die hohen Anforderungen des Studiums führen jedoch häufig zu Studienabbrüchen. Studierende müssen englische Forschungsliteratur verarbeiten, die sich auf arabische Originaltexte bezieht, und sie müssen juristisch, philologisch, philosophisch und systematisch-theologisch denken können. Zudem müssen sie Arabisch lernen und sich in Religionspädagogik und Religionssoziologie einarbeiten.

Annett Abdel-Rahman, Religionspädagogin an der Universität Osnabrück, sieht den islamischen Religionsunterricht in Deutschland in der Krise. Es gibt kaum Stellen für ausgebildete Lehrkräfte, und viele Schulen weigern sich, islamischen Religionsunterricht anzubieten.

Das Berliner Institut für Islamische Theologie (BIT) kann nur zehn Studienplätze je Semester für die Ausbildung von Religionslehrern zur Verfügung stellen, da sie nur zehn Praktikumsplätze an Berliner Schulen haben. Kurnaz beklagt, dass der kritische Diskurs über den Islam die Schulen nicht erreicht.

„Wo sonst soll man sich kritisch mit der Religion auseinandersetzen, wenn man das nicht schon in der Schule gelernt hat?“ fragt er.

Die Studie von Dreier und Wagner zeigt die Komplexität und die Herausforderungen des Studiums der Islamischen Theologie auf. Trotz geringer Bildungskapitalien der Studierenden und hoher Anforderungen des Studiums bietet das Fach eine Möglichkeit zur kritischen Reflexion und pluralistischen Auseinandersetzung mit dem Islam. Doch die mangelnde Unterstützung im Schulwesen und die geringe Zahl an Ausbildungsplätzen für Lehrer erschweren die Verbreitung dieses wichtigen Diskurses.

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