Deutsches Heidentum 1918-1945

Erneuerung der germanischen Traditionen in der Weimarer Republik und im Dritten Reich

Zwischen 1918 und 1945 erlebte das deutsche Heidentum eine bemerkenswerte Wiedergeburt. Diese Periode war geprägt von einer Rückbesinnung auf vorchristliche Traditionen und der Wiederbelebung alter germanischer Bräuche.

Aufstieg und Bedeutung

Deutsches Heidentum 1918-1945

Nach dem Ersten Weltkrieg suchten viele Deutsche nach neuen Identifikationspunkten. Die Niederlage und der Zusammenbruch des Kaiserreichs führten zu einem tiefen Gefühl der Desillusionierung. In diesem Kontext gewann das Heidentum an Bedeutung. Es bot eine Rückkehr zu den Wurzeln und eine Alternative zu den etablierten Religionen.

Schlüsselfiguren und Bewegungen

Deutsches Heidentum 1918-1945

Einflussreiche Persönlichkeiten wie Ludwig Fahrenkrog und Jakob Wilhelm Hauer spielten eine zentrale Rolle bei der Wiederbelebung heidnischer Rituale. Fahrenkrog gründete 1913 den Deutschen Bund für Persönlichkeitskultur, der sich der Wiederherstellung germanischer Glaubensvorstellungen widmete. Hauer gründete 1925 die Deutsche Glaubensbewegung, die in den 1930er Jahren an Bedeutung gewann.

Ein weiterer wichtiger Akteur war Karl Maria Wiligut, auch bekannt als „Weisthor“. Wiligut, der behauptete, auf altes arisches Wissen zugreifen zu können, hatte großen Einfluss auf die SS und ihre Rituale. Er trat 1933 in die SS ein und wurde ein enger Berater von Heinrich Himmler.

Nationale Symbolik

Deutsches Heidentum 1918-1945

Das Heidentum wurde oft mit nationalistischen Idealen verknüpft. In der Weimarer Republik und später im Dritten Reich wurde es genutzt, um ein Gefühl der nationalen Einheit zu schaffen. Die Symbole und Mythen des Heidentums boten eine Möglichkeit, die deutsche Identität zu stärken.

„Wir müssen zu unseren Wurzeln zurückkehren“, sagte ein prominenter Befürworter der Bewegung in den 1920er Jahren. „Nur so können wir unser Volk wieder groß machen.“

Politische Unterstützung und Instrumentalisierung

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die Dynamik. Das Regime erkannte das Potenzial des Heidentums zur Mobilisierung der Massen und zur Förderung der Ideologie des „Blut und Bodens“. Heinrich Himmler, einer der Hauptverantwortlichen für die SS, zeigte besonderes Interesse an heidnischen Bräuchen. Unter seiner Leitung wurden Rituale und Feiern organisiert, die an alte germanische Traditionen erinnerten. Im Jahr 1935 wurde die „Ahnenerbe“ Organisation gegründet, die sich der Erforschung und Wiederbelebung der deutschen Kultur widmete.

Kontroversen und Widersprüche

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Nicht alle innerhalb des NS-Regimes unterstützten das Heidentum. Einige sahen darin eine Konkurrenz zur christlichen Kirche, die sie nicht tolerieren wollten. Diese Spannungen führten zu internen Konflikten und zeigten die Widersprüchlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie. Alfred Rosenberg, ein führender Ideologe der NSDAP, hatte eine ambivalente Haltung gegenüber dem Heidentum und bevorzugte eine „positive Christentum“-Lehre.

Statistische Einblicke

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Die Mitgliederzahlen heidnischer Gruppen stiegen während dieser Zeit erheblich an. Zwischen 1920 und 1935 verdoppelte sich die Anzahl der Anhänger in verschiedenen Bewegungen. Allein die Deutsche Glaubensbewegung zählte 1939 über 40.000 Mitglieder. Die Popularität dieser Gruppen war in ländlichen Gebieten besonders hoch, wo traditionelle Bräuche noch stark verankert waren.

Erbe und Nachwirkungen

Deutsches Heidentum 1918-1945

Die Auswirkungen dieser Wiederbelebung sind bis heute spürbar. Viele der damals wiederbelebten Bräuche und Traditionen haben ihren Weg in die moderne neuheidnische Bewegung gefunden.

„Die Arbeit unserer Vorfahren lebt in uns weiter“, betonte ein moderner Anhänger der Bewegung.

Die Periode von 1918 bis 1945 war eine Zeit der intensiven Rückbesinnung auf heidnische Traditionen in Deutschland. Diese Bewegung spiegelte die Suche nach Identität und Zugehörigkeit in einer Zeit großer Umbrüche wider. Trotz der politischen Instrumentalisierung bleibt das Erbe dieser Zeit ein wichtiger Bestandteil der deutschen Kulturgeschichte.

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