Missbrauchsskandale: Katholiken fordern Veränderungen

Zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs erschüttern die katholischen Kirche und die Gläubigen verlangen dringend Reformen.

Der Zorn der Gläubigen

Bei den Katholiken brodelt es wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Nach den schockierenden Enthüllungen von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche steht die Gemeinde nicht mehr still. Laien, die über Jahre hinweg ihre Herzen und ihre Zeit der Kirche gewidmet haben, erheben jetzt ihre Stimmen, und ihre Botschaft ist klar: Sie sind bereit für tiefgreifende Veränderungen oder bereit, die Kirche zu verlassen.

Markus Greiner, Präsident der Kreiskirchgemeinde in Aarau, teilt die Wut und Frustration vieler Gläubiger. Als die Nachrichten über die Missbrauchsfälle ans Licht kamen, fühlte er sich zunächst wie von einem Hammer getroffen. Doch nun steigt in ihm auch ein Gefühl von Wut darüber auf, wie langsam die Kirche auf diese schreckliche Problematik reagiert. Viele Katholiken, mit denen er gesprochen hat, denken darüber nach, die Kirche zu verlassen. 

Doch Greiner betont, dass er trotz allem weiterhin für die Kirche eintreten möchte. Er weist darauf hin, dass die Kirche auch Gutes tut, indem sie Flüchtlingen und bedürftigen Menschen hilft.

Missbrauchsskandale: Katholiken fordern Veränderungen

Marcus Greiner, Präsident der Ortskirchenpflege Aargau

Die Forderungen nach Veränderungen

Die Missbrauchsskandale haben darüber hinaus tiefe strukturelle Probleme in der Kirche ans Licht gebracht, die dringend gelöst werden müssen. Hans Hollenstein, Präsident der katholischen Kirchenpflege in Winterthur, teilt die Sorgen vieler. Er sieht die hierarchische Machtstruktur der Kirche, ihre Intransparenz und die Benachteiligung von Frauen als zentrale Probleme. 

Hollenstein begrüßt zwar, dass Bischof Joseph Maria Bonnemain die Untersuchung des Missbrauchsskandals leitet, aber er fordert gleichzeitig neue Strukturen. Ein zentrales Problem sieht er bei den Bischöfen, die sowohl exekutive als auch richterliche Funktionen ausüben. Seiner Meinung nach benötigt die Kirche eine unabhängige Untersuchungsbehörde und ein unabhängiges Gericht auf Bistumsebene.

Abschaffung des Pflichtzölibats und Zulassung von Frauen als Pfarrerinnen

Hans Hollenstein geht noch weiter und stellt grundlegende Fragen. Für ihn ist klar, dass das Pflichtzölibat abgeschafft werden muss, und er betont die Dringlichkeit einer offeneren Sexualmoral in der Kirche. Die Unterdrückung der Sexualität ein Leben lang, insbesondere für Priester, hält er für eine unmögliche Aufgabe, besonders für junge Männer.

Aber es sind nicht nur die Männer, die für Veränderungen plädieren. Hollenstein fordert energisch die Zulassung von Frauen als Pfarrerinnen. Er verweist auf die reformierte Kirche, in der viele Pfarrerinnen bereits eine wichtige und erfolgreiche Arbeit leisten. Markus Greiner stimmt dem zu und sieht die derzeitige Situation in der römisch-katholischen Kirche als unhaltbar an. Er warnt vor den Gefahren einer fast toxischen Kombination aus hierarchischer Macht und einer Führungsebene, die ausschließlich von Männern besetzt ist.

Die Zukunft der katholischen Kirche

Die Forderungen der Basis sind klar und unmissverständlich. Ob und wie schnell die kirchlichen Führungsgremien wohl auf diese Forderungen reagieren werden? Jedenfalls wird es ohne tiefgreifende Reformen der katholischen Kirche schwerfallen, ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.

Die katholische Kirche steht vor einer existenziellen Krise zwischen Tradition, Skandalen und Modernität. Die Gläubigen sind zutiefst verärgert und fordern grundlegende Veränderungen, angefangen bei der Abschaffung des Pflichtzölibats bis hin zur Zulassung von Frauen als Pfarrerinnen. Die Kirche muss nun entscheiden, ob sie den Forderungen ihrer Basis Gehör schenkt oder riskiert, weiter an Glaubwürdigkeit und Mitgliedern zu verlieren.

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