Religion als Instrument im Gaza-Konflikt

Religiöse Rhetorik und Mobilisierung beider Seiten

Religion als Instrument im Gaza-Konflikt

Der anhaltende Konflikt zwischen Israel und Palästina ist in erster Linie eine politische Auseinandersetzung. Dabei beanspruchen zwei Nationalbewegungen dasselbe Territorium. Allerdings spielt Religion eine zentrale Rolle als Mobilisierungsinstrument.

Religiöse Bedeutung und Missbrauch

Religion wird in diesen Spannungen oft missbraucht, um politische Ziele zu erreichen.

„Religion ist ein entscheidender Faktor in dieser Region“, erklärt Gerhard Langer, Vorstand des Instituts für Judaistik an der Universität Wien.

Auch für säkulare Menschen hat die Bibel als „Geschichtsbuch“ eine Bedeutung und wird als historische Quelle über die jüdische Herkunft angesehen. Dennoch gibt es spirituelle Akteure mit klaren geistlichen Agenden.

„Die nationalistische Sache hat sich in eine religiöse verwandelt und in Fanatismus“, warnt der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm.

Fanatismus auf beiden Seiten

Auf israelischer Seite gibt es orthodoxe Bewegungen wie die ultraorthodoxen Charedim und die religiösen Zionisten. Diese glauben, dass die hebräische Besiedlung des Westjordanlands und des Gazastreifens das Kommen des jüdischen Erlösers fördert.

Auf palästinensischer Seite agieren Organisationen wie der Palästinensische Islamische Dschihad und die Hamas. Letztere wurde im Jahre 1987 gegründet und ist eine radikalislamische Bewegung, die aus einem politischen und einem militärischen Arm besteht. Die Hamas-Charta von 1988 ruft zur Vernichtung Israels auf.

„Die Hamas nutzt islamische Traditionen, um den Krieg gegen die Juden zu rechtfertigen“, sagt Michael Barak vom International Institute for Counter-Terrorism.

Internationale Dimensionen und religiöse Symbolik

Der Konflikt zieht auch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Ende Dezember 2023 reichte Südafrika Klage beim Internationalen Gerichtshof (IGH) gegen Israel ein und warf dem Land vor, gegen die Völkermordkonvention zu verstoßen. Untermauert wurde dies durch Zitate israelischer Politiker, wie die Rede von Premierminister Benjamin Netanjahu, in der er aus der Thora zitierte:

„Du sollst daran denken, was Amalek dir angetan hat.“

Südafrika interpretiert dies als Aufruf zum Genozid.

Aufforderung zum Schutz der Zivilbevölkerung

Der IGH forderte Israel im Januar 2024 auf, dringende Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu ergreifen. Israel müsse sicherstellen, dass humanitäre Hilfe die Bevölkerung erreicht und Konsequenzen ziehen, um einen Völkermord zu verhindern.

Der Einsatz religiöser Symbolik und Rhetorik trägt erheblich zur Eskalation des Konflikts bei und verdeutlicht die komplexen und tief verwurzelten Ursachen dieses jahrzehntelangen Streits. Beide Seiten nutzen Religion als Werkzeug zur Mobilisierung, was die ohnehin explosive Situation weiter verschärft.

Kommentare
  • Es gibt noch keine Kommentare. Ihr Kommentar kann der erste sein.
Kommentar hinzufügen