Missbrauchsvorwürfe erschüttern Frankreichs Kirche

Ein neuer Skandal erschüttert die katholische Kirche in Frankreich.

Der französische Bischof Georges Colomb steht im Zentrum eines aufsehenerregenden Skandals, der die katholische Kirche in Frankreich einmal mehr in Verruf bringt. Angeklagt wegen des Versuchs der Vergewaltigung eines erwachsenen Mannes vor einem Jahrzehnt, strauchelt die Kirche unter der Last neuerlicher Missbrauchsvorwürfe.

Colomb, der die Diözesen La Rochelle und Saintes leitet, weist die Anschuldigungen zurück und fordert die Anerkennung seiner Unschuld. Er hat sich für die Dauer des Verfahrens von seinen bischöflichen Pflichten beurlauben lassen, um seine Verteidigung vorzubereiten. Enthüllungen der französischen Website Mediapart legen nahe, dass ranghohe Kirchenmitglieder seit Jahren von den Vorwürfen wussten, ohne zu handeln.

Die Anklage gegen Colomb wurde erst dieses Jahr erhoben, nachdem Anwälte des Pariser Erzbistums und der “Ausländischen Missionen von Paris” einen Bericht über den angeblichen Vorfall von 2013 einreichten. Colomb war von 2010 bis 2016 Leiter dieser Mission. Das mutmaßliche Opfer befand sich zu jenem Zeitpunkt in den Einrichtungen der MEP.

Nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, führte die Untersuchung zur vorläufigen Festnahme Colombs und zur Anklageerhebung. Er steht nun unter gerichtlicher Aufsicht und darf keinen Kontakt zum mutmaßlichen Opfer oder zu Zeugen haben. Der Mann, der Colomb beschuldigt, hat seine Identität nicht öffentlich gemacht. Er berichtete Gilles Reithinger, einem anderen MEP-Beamten, von dem Vorfall. Reithinger, heute Bischof von Straßburg, gab an, das Thema mit Colombs Vorgesetztem besprochen, aber keinen Grund für eine Meldung an die Staatsanwaltschaft gesehen zu haben.

Diese Anklage reiht sich ein in eine lange Liste von Missbrauchsvorwürfen gegen die Kirche in Frankreich. Die französische Bischofskonferenz hat erst kürzlich zugestimmt, Entschädigungen zu leisten, nachdem ein Bericht von 2021 die Zahl der Missbrauchsopfer in den letzten 70 Jahren auf etwa 330.000 Kinder schätzte.

Die katholische Kirche in Frankreich steht vor einem Scherbenhaufen, gezeichnet von Vertuschungen und einem erschütterten Vertrauen. Während die Kirche um Schadensbegrenzung ringt, fordert die Öffentlichkeit Transparenz und Gerechtigkeit.

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