Bischof Bätzing warnt vor dem gefährlichen Tanz zwischen Kirche und AfD.
Ist es möglich, ein aktives Mitglied der AfD zu sein und gleichzeitig in der Kirche eine wichtige Rolle zu spielen? Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, erhebt seine Stimme und bezeichnet dieses Zusammenspiel als “problematisch”. Seiner Meinung nach steht es im Widerspruch zum christlichen Menschenbild und könnte die Glaubwürdigkeit der Kirche aufs Spiel setzen.
Bischof Georg Bätzing äußerte sich besorgt über die gleichzeitige Mitgliedschaft in der AfD und in der Kirche. Er betonte, dass dies nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar sei und die Kirche in ein fragwürdiges Licht rücken könne. Er erklärte gegenüber der Bild-Zeitung: “Positionen, die Menschenverachtung oder eine Abkehr von demokratischen Prinzipien beinhalten, sollten von der Kirche stets als inakzeptabel und nicht tolerierbar gebrandmarkt werden.”
In letzter Zeit haben sich in der katholischen Kirche mehrere prominente Stimmen zur Frage des Umgangs mit der AfD geäußert. Im August bekräftigte Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ihre Forderung, AfD-Mitglieder von kirchlichen Wahlämtern auszuschließen. Ihre Begründung: “Wer der AfD angehört, sollte keine Machtpositionen in der Kirche innehaben dürfen.” Die Partei verkörpere eine “Haltung der Zerstörung”.
Dem gegenüber steht die Position von Bischof Bertram Meier aus Augsburg. Er ist dagegen, AfD-Mitglieder pauschal von kirchlichen Ämtern wie dem des Lektors oder der Lektorin auszuschließen. Meier argumentiert, dass allein die Mitgliedschaft in einer Partei kein ausreichendes Kriterium für Ausschlüsse darstelle. Vielmehr sollte man das Gespräch suchen und die Möglichkeit bieten, extreme Standpunkte zu hinterfragen. Gleichzeitig betont er, dass es für Katholiken von großer Bedeutung sei, politische Kräfte zu unterstützen, die Werte wie Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit fördern.
Ausserdem haben die AfD und die Kirche auch Gemeinsamkeiten: Sowohl die AfD als auch die Kirche pflegen in bestimmten Bereichen traditionelle Rollenbilder. Die AfD setzt sich oft für konservative Werte ein und betont die Bedeutung von traditionellen Familienstrukturen. In ähnlicher Weise hat die katholische Kirche eine lange Geschichte der Förderung traditioneller Familienwerte und des Festhaltens an traditionellen Geschlechterrollen.
Die Frage nach der Vereinbarkeit von AfD-Mitgliedschaft und kirchlichem Engagement bleibt ein umstrittenes Thema in der katholischen Kirche. Während einige führende Kirchenvertreter entschieden davor warnen und einen klaren Schnitt fordern, plädieren andere für den Dialog und die Einbeziehung derjenigen, die politisch anders denken. Diese Debatte wirft nicht nur die Frage nach der christlichen Ethik auf, sondern auch nach der Rolle der Kirche in einer polarisierten Gesellschaft.