500.000 Deutsche treten aus der Religion aus, und die Neuerungen überraschen und verblüffen den Vatikan.
Mehr als eine halbe Million Menschen sind im Jahr 2022 aus der katholischen Kirche in Deutschland ausgetreten. Nach Ansicht deutscher Experten werden diese Zahlen als ein Misstrauensvotum der Öffentlichkeit gewertet.
Mit jedem Menschen, der austritt, verlieren die Kirchen eine Einnahmequelle. Bei rückläufigen Geburtenraten könnte dies zu finanziellen Löchern führen, die nur durch Einsparungen gefüllt werden können.
Auch von der Kirche betriebene Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäuser und Wohnheime für Menschen mit Behinderung können darunter leiden. Ohne Gemeindemitglieder ist ein normales Funktionieren nicht möglich.
Die Katholiken haben jedoch eine weitere Neuerung angekündigt, die ebenfalls zum Austritt beigetragen haben könnte. Die katholische Kirche in Deutschland wird ab März 2026 offizielle Segnungszeremonien für gleichgeschlechtliche Paare abhalten, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Einen entsprechenden Beschluss hat die Reformsynode in Frankfurt am Main am 10. März 2023 gefasst. Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde 2017 in Deutschland legalisiert. Auch Geschiedene, die wieder geheiratet haben, können künftig den kirchlichen Segen erhalten.
Das synodale Reformprojekt wurde nach langer Debatte mehrheitlich angenommen, wobei fast 81% der Ortsbischöfe dafür stimmten.
Der Beschluss sieht vor, dass Pfarrer, die gleichgeschlechtliche Ehen segnen, nicht mehr mit einem Disziplinarverfahren rechnen müssen, und dass alle interessierten Paare zu Gesprächen mit Priestern und gegebenenfalls zu Seminaren zur Vorbereitung auf die Zeremonie kommen können.
In dem Dokument mit dem Titel “Eine Zeremonie zur Segnung von Paaren, die sich lieben” heißt es, dass die Verweigerung der Segnung von zwei Menschen, die sowohl in Liebe als auch in Verantwortung füreinander und vor Gott leben wollen, rücksichtslos und diskriminierend ist, insbesondere weil sie theologisch nicht zu rechtfertigen ist.
Allerdings gibt es hier einen eindeutigen Stolperstein. Der Vatikan lehnt die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren ab. In einem von Papst Franziskus unterzeichneten Dokument aus dem Jahr 2021 heißt es, dass die römisch-katholische Kirche diese Praxis für inakzeptabel hält, denn “die Ehe ist die unauflösliche Verbindung eines Mannes und einer Frau, die zur Geburt neuen Lebens eingegangen wird.” Für die Bibel ist dies inakzeptabel, aber die deutsche katholische Kirche sieht das anders.