Eine interreligiöse Initiative in der Hauptstadt sieht sich mit den Auswirkungen des Nahostkonflikts konfrontiert.
Berlin, eine Stadt bekannt für ihre Geschichte und Kultur, steht nun im Mittelpunkt eines neuen Konflikts: dem House of One. Dieses ambitionierte Projekt, das eine Kirche, eine Moschee und eine Synagoge vereint, konfrontiert sich unerwartet mit den Auswirkungen des Nahostkonflikts. Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und Hamas am 7. Oktober hat sich die Lage dramatisch verschärft.
Die Reaktionen in Berlin auf den Konflikt sind gespalten und heftig. Während einerseits eine Welle der Solidarität mit Israel zu spüren ist, illustriert durch Präsident Steinmeiers Rede am Brandenburger Tor, in der er das Schützen jüdischer Leben als bürgerliche Pflicht bezeichnet, flammt andererseits Antisemitismus in erschreckenden Formen auf. Die Attacke mit Molotowcocktails auf eine Synagoge und die Notwendigkeit, jüdische Einrichtungen polizeilich zu schützen, zeigen, wie brisant die Situation ist.
Die deutschen Behörden stecken in einem Dilemma: Einerseits müssen sie ihre historische Verantwortung gegenüber Israel wahren, andererseits sehen sie sich mit einer starken pro-palästinensischen Stimmung konfrontiert. Dies führt zu einem Balanceakt zwischen der Unterstützung Israels und der Bewältigung der emotionalen Reaktionen auf den Konflikt.
Innerhalb der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland offenbaren sich ebenfalls Risse. Die jüngeren, meist aus Syrien stammenden Flüchtlinge zeigen ein intensiveres Interesse am Israel-Palästina-Konflikt als die etablierten türkischstämmigen Muslime. Seyran Ates’ Aussage, dass die Flüchtlingswelle von 2015 antisemitische Einstellungen mit sich gebracht habe, verdeutlicht die Komplexität der Lage.
Die Organisatoren des House of One stehen vor einer enormen Herausforderung: Wie kann man ein Zeichen für interreligiösen Frieden setzen, während um sie herum die Spannungen eskalieren? Ihre Bemühungen, durch Gebetstreffen und öffentliche Aufrufe zum Dialog, wirken fast naiv angesichts der realen politischen und gesellschaftlichen Konflikte.
Abschließend ist festzustellen, dass das House of One mehr ist als nur ein Bauvorhaben. Es ist ein Mikrokosmos, der die globalen Spannungen zwischen den Abrahamitischen Religionen widerspiegelt. Sein Erfolg oder Misserfolg wird ein Barometer dafür sein, wie Deutschland und vielleicht die Welt mit diesen tief verwurzelten Konflikten umgehen können.