Zunehmende Gewalt und Vandalismus bedrohen christliche Gemeinschaften
Die Zahl der Anfeindungen gegen Christen in Israel ist im vergangenen Jahr alarmierend gestiegen. Laut dem Jahresbericht des Jerusalemer Rossing Center für Bildung und Dialog verzeichneten die Übergriffe eine drastische Zunahme. Betroffen sind unter anderem Fälle von Anspucken, verbaler und körperlicher Belästigung, schwerer Sachbeschädigung und Grabschändungen.
Der Bericht, der am Dienstag im ökumenischen Institut “Tantur” vorgestellt wurde, fordert dringendes Handeln und die Verbesserung der Datenerhebung. Basierend auf Angaben von Opfern, Zeugen, Kirchen und Polizei sowie Medienberichten dokumentierte das Zentrum 32 Fälle von Übergriffen auf kirchliches Eigentum, sieben Fälle von Gewalt gegen Christen und etwa 30 Spuckangriffe, auch gegen ausländische christliche Pilger.
Hana Bendcowsky, Programmdirektorin des Rossing Centers, erklärte, dass vor allem die scheinbar harmlosen Zwischenfälle wie das Anspucken die christliche Gemeinschaft durch ihren erniedrigenden Charakter belasten.
„Diese Vorfälle sind nur die Spitze des Eisbergs“, betonte Bendcowsky.
Der Leiter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Bischof Sani Ibrahim Azar, und Federica Sasso vom Rossing Center betonten, dass präzise Zahlen schwer zu erhalten seien. Viele Opfer melden die Übergriffe nicht, oft aus Demut oder Unkenntnis über die Möglichkeiten der Strafverfolgung.
Das Rossing Center sieht einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Angriffe und dem gesellschaftspolitischen Klima in Israel. Der Rechtsruck, wachsender Nationalismus und die Betonung der jüdischen Identität hätten die Gewalt verstärkt. Nach der Machtübernahme durch eine rechtsgerichtete Koalition nahm die Gewalt gegen Palästinenser zu, und einige Siedlerangriffe erreichten „pogromartige Ausmaße“.
Um den eskalierenden Feindseligkeiten entgegenzuwirken, schlägt das Rossing Center gemeinsame Anstrengungen vor. Polizei, Behörden, Schulen und christliche Gemeinden sollten zusammenarbeiten. Die politischen Institutionen und jüdischen Religionsführer sollten Übergriffe klar verurteilen und mehr Solidarität zeigen. Schulische Lehrpläne sollen das Wissen über Christen verbessern, und sie sollen ermutigt werden, Angriffe zu melden.
Das Rossing Center setzt sich für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit ein und fördert das Verständnis für christliche Gemeinschaften, die zunehmenden Schikanen ausgesetzt sind. Mit dem Jahresbericht will das Zentrum das Bewusstsein für Intoleranz gegenüber Christen in der israelischen Gesellschaft schärfen und die Gerechtigkeit in den christlich-jüdischen Beziehungen fördern.
Diese Entwicklungen erfordern dringend Maßnahmen, um die christliche Minderheit in Israel zu schützen und die gesellschaftliche Toleranz zu stärken.