Neuheiden in Deutschland: Moderne Heidenkulte und ihre Anhänger

Subkultur oder gefährliche Bewegung?

In Deutschland erleben alte heidnische Glaubensrichtungen eine Renaissance. Doch wer sind die Neuheiden, und woran glauben sie? Diese moderne Bewegung beruft sich auf jahrtausendealte Mythen und Rituale, wird jedoch auch kritisiert.

Ursprung und Entwicklung

Der Begriff “Neuheiden” bezeichnet Anhänger moderner heidnischer Glaubensrichtungen, die sich oft auf germanische, keltische oder nordische Traditionen beziehen. Diese Bewegung entstand im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die Industrialisierung und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen. Menschen suchten nach einem spirituellen Anker und fanden ihn in vermeintlich uralten, naturverbundenen Praktiken.

Glaube und Rituale

Neuheiden glauben an eine Vielzahl von Göttern und Geistern, die in der Natur präsent sind. Sie praktizieren Rituale im Freien, oft an historischen Kultstätten. Der Glaube basiert auf der Vorstellung eines zyklischen Zeitverständnisses und der Wiedergeburt. Zentrale Rituale sind die Jahreskreisfeste, bei denen die Anhänger die Natur und ihre Kreisläufe feiern.

Gruppierungen und Mitgliederzahlen

Es gibt keine genauen Zahlen zur Anzahl der Neuheiden in Deutschland. Die größte Gruppe sind die Ásátrú, die nordische Götter wie Odin und Thor verehren. Weitere Gruppen umfassen Wicca-Zirkel, Schamanen und Druiden. Die Bewegung ist fragmentiert, und die einzelnen Gruppen unterscheiden sich stark von ihren Praktiken und Überzeugungen.

Politische Ausrichtung

Die Neuheiden sind keine homogene Gemeinschaft. Einige Gruppen sind dem rechten Spektrum zuzuordnen, während andere sich klar von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit distanzieren. Die internationale Heidnische Föderation und die deutsche Kampagne “Heidentum ist kein Faschismus” positionieren sich gegen jede Form von Diskriminierung.

Kontroverse und Kritik

Religionsforscher und Kritiker werfen einigen neuheidnischen Gruppen vor, völkische und rassistische Ideologien zu propagieren. Besonders umstritten sind Gruppen wie die Artgemeinschaft und der Armanen-Orden, die Verbindungen zur rechtsextremen Szene haben sollen. Matthias Pöhlmann von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen warnt vor einer ideologisierten Deutung germanischer Kultur.

Die Neuheiden in Deutschland sind eine diverse und komplexe Bewegung. Während einige Gruppen sich auf eine spirituelle Verbindung zur Natur konzentrieren, nutzen andere heidnische Symbole und Traditionen für politische Zwecke. Die öffentliche Wahrnehmung schwankt zwischen Faszination und Besorgnis. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese moderne Form der Naturspiritualität weiterentwickelt und welche Rolle sie in der deutschen Gesellschaft spielen wird.

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