Antisemitismus in Bayern

Einmal ist Zufall, zweimal ist ein Muster: Die Freien Wähler Bayerns und ihre problematische Verbindung zu antisemitischen Äußerungen.

In einem alarmierenden Fall von möglicher antisemitischer Verbindung innerhalb der Freien Wähler Bayerns wird erneut die Frage aufgeworfen: Sind die Freien Wähler anfällig für antisemitische Tendenzen?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach postet ein harmloses Foto mit seinem Doktorvater, und plötzlich platzt die Twitterblase mit antisemitischen Kommentaren. Der Grund? Der Nachname seiner Doktorvater-Gattin – Rothschild. Unter den Kommentatoren befindet sich auch Markus Saller, ein Rechtsanwalt und Freie Wähler-Kandidat für den bayerischen Landtag. Seine Antwort auf das Foto war ein schlichtes “Rothschild?” – ein unschuldiger Kommentar, wie er beteuert. Doch in der Welt der Verschwörungstheorien wird nichts dem Zufall überlassen.

Saller behauptet, er habe die anderen Kommentare vorher nicht gelesen und sei nur über die Verbindung zur Familie Rothschild gestolpert. Doch Antisemitismusforscher Uffa Jensen von der TU Berlin erkennt das Spiel. Er erklärt, dass Antisemiten selten direkt ihre Hassbotschaften äußern und stattdessen Codes verwenden. Der Mythos der Rothschild-Familie ist einer dieser Codes.

Ein früherer Tweet von Saller, in dem er von einem “Great-Reset-Spiel” spricht, passt ebenfalls in dieses düstere Bild. Der Great Reset ist eine weit verbreitete Verschwörungstheorie, die behauptet, dass während der COVID-19-Pandemie Eliten die Gesellschaftsordnung umgestalten wollten. Saller behauptet, er kenne diese Theorie nicht, was angesichts ihrer weiten Verbreitung schwer zu glauben ist.

Saller zeigt zunächst wenig Verständnis für die Vorwürfe des Antisemitismus. Doch später, vielleicht angesichts des wachsenden Drucks und der öffentlichen Empörung, ändert er seinen Ton. Er entschuldigt sich und distanziert sich von jeglichem Antisemitismus. Aber die Frage bleibt: Warum fällt es den Freien Wählern Bayerns so schwer, solche Fälle zu verhindern?

Dies ist nicht das erste Mal, dass die Freien Wähler Bayerns mit Antisemitismus in Verbindung gebracht werden. Ihr Spitzenkandidat Hubert Aiwanger sah sich kürzlich mit einem antisemitischen Flugblatt konfrontiert, das an seiner Schule aufgetaucht war. Aiwanger behauptete, es nicht verfasst zu haben, und stellte sich als Opfer einer Verschwörung dar. Doch die Frage bleibt, ob das Verhalten einiger Freier Wähler-Mitglieder dazu beiträgt, solche fragwürdigen Ansichten zu legitimieren.

In diesem Kontext müssen wir uns fragen, ob es sich bei diesen Fällen nur um Einzelfälle handelt oder ob hier ein beunruhigendes Muster entsteht. Die Freien Wähler Bayerns müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden und sicherstellen, dass antisemitische Äußerungen und Verschwörungstheorien in ihren Reihen keinen Platz finden.

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