Warum die Deutschen der Religion den Rücken kehren

Die Leere in den Kirchen: Fast zwei Drittel der Deutschen besuchen nie einen Gottesdienst, und die Kirche verliert an Boden.

Unsere Kirchen sind leerer denn je, und das religiöse Erbe schwindet mit jedem verstrichenen Sonntag. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov bringt es unverblümt ans Licht: 64 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren betreten nie eine Kirche, Moschee oder Synagoge. Das ist ein herber Schlag für die religiösen Institutionen, die sich in einer ernsthaften Krise befinden.

Der dramatische Rückgang des Gottesdienstbesuchs in Deutschland ist alarmierend. Noch vor zwölf Jahren konnte die Kirche stolz darauf verweisen, dass 12,6 Prozent der Katholiken regelmäßig sonntags zur Messe gingen. Doch die jüngsten Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz für das Jahr 2022 zeigen einen traurigen Tiefpunkt von nur noch 5,7 Prozent. Und das, obwohl die Kirche 2020 mit den Beschränkungen der Pandemie zu kämpfen hatte. Die Sonntagspflicht ist längst zur bloßen Formalität verkommen.

Die Ergebnisse dieser Umfrage sind ein Schlag ins Gesicht derer, die gehofft hatten, dass die jüngere Generation die Kirche wieder mit Leben erfüllen würde. Die Realität sieht düster aus. Nicht nur ältere Menschen verabschieden sich von der religiösen Gemeinschaft; auch junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren bleiben der Kirche fern. Hier liegt der Anteil der Gottesdienstverweigerer bei 48 Prozent. Die einstigen Hoffnungsträger der Kirche sind offenbar längst entfremdet.

Selbst die Tatsache, dass Muslime häufiger in die Moschee gehen als Christen in die Kirche, sollte uns nachdenklich stimmen. Nur 22 Prozent der Muslime gaben an, nie Gottesdienste zu besuchen, während 49 Prozent der Katholiken und 53 Prozent der landeskirchlichen Protestanten der Kirche den Rücken kehren. Ein schmerzhafter Vergleich, der die Schwäche der christlichen Gemeinschaft in Deutschland verdeutlicht – schliesslich sind wir ein christliches Land.

Die offizielle Kirchenstatistik erzählt nur einen Teil der traurigen Geschichte. Sie basiert auf Zählungen an “normalen” Sonntagen und berücksichtigt weder Online-Gottesdienste noch Werktagsgottesdienste. Daher sind die 5,7 Prozent der Gottesdienstbesucher, die sie verzeichnet, lediglich die Spitze des Eisbergs. Fast die Hälfte der erwachsenen Kirchenmitglieder hat zumindest ein- bis zweimal im Jahr Kontakt mit einem Gottesdienst, aber diese Tatsache wird oft übersehen.

Wir sollten die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Kirche für die jüngere Generation attraktiver zu gestalten. Wenn wir die Zukunft unserer religiösen Gemeinschaft sichern wollen, müssen wir die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen ernst nehmen. Ausflüge, Veranstaltungen und eine zeitgemäße Ansprache sind nur einige der Schritte, die dringend unternommen werden müssen. Andernfalls riskieren wir, dass unsere Kirchen bald endgültig leer und still sind, ohne die Möglichkeit zur Rückkehr.

Die aufschreckenden Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, dass die Kirche in Deutschland mit einer ernsthaften Krise konfrontiert ist. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist drastisch gesunken, und es ist höchste Zeit, die religiöse Gemeinschaft für die jüngere Generation attraktiver zu gestalten, um das schwindende Erbe zu bewahren.

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