Franziskus fordert radikalen Wandel und betont die Schlüsselrolle der Frauen.
In seiner Neujahrsbotschaft stellt Papst Franziskus die Kirche vor eine brisante Herausforderung: Die Wiederentdeckung des weiblichen Antlitzes. Ein Aufruf, der wie ein Donnerschlag durch die ehrwürdigen Mauern des Petersdoms hallt. Doch sind seine Worte mehr als eine liturgische Floskel?
Der Pontifex, der vor einer beeindruckenden Kulisse von 7.000 Gläubigen aus aller Welt sprach, unterstrich die zentrale Rolle der Frauen in der Heilsgeschichte und ihre nach wie vor entscheidende Funktion für den Frieden in der modernen Welt. In einer klaren Stimme, nach seiner Genesung von einer Lungenentzündung, erklärte Franziskus: “Die Kirche benötigt Maria, um ihr eigenes weibliches Gesicht wiederzuerlangen.”
Der Appell des Papstes, Raum für Frauen zu schaffen und eine pastorale Tätigkeit zu entfalten, die von Fürsorglichkeit, Geduld und mütterlichem Mut geprägt ist, erinnert an die Forderungen aus der katholischen Welt nach mehr Einbindung von Frauen in der Kirche des 21. Jahrhunderts.
In seiner Predigt betonte Papst Franziskus die entscheidende Rolle der Frauen in einer von Gewalt gezeichneten Welt, die er oft als einen “Stellvertreterkrieg” bezeichnet. Der Ruf nach einem Blick auf Mütter und Frauen als Quelle des Friedens, um aus der Spirale von Gewalt und Hass auszubrechen, ist unüberhörbar. “Jede Gesellschaft muss das Geschenk der Frau akzeptieren, jede Frau: um Frauen zu respektieren, zu verteidigen und zu schätzen”, mahnte er.
Die Verteidigung der Frauenrechte kommt zu einer Zeit in Italien, in der die Gewalt gegen Frauen zunimmt und brutale Femizide landesweit Empörung auslösen. Der Papst verfolgt auch aufmerksam Kriegssituationen, in denen Frauen leiden. Über 6.500 Frauen sind bereits durch die israelischen Bombardements im Gazastreifen gestorben, während andere Opfer von Gewalt wurden, sei es beim Hamas-Angriff am 7. Oktober oder in den Kriegen in der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo, im Südsudan und anderswo.
Papst Franziskus’ kritischer Blick auf die Rolle der Frauen in der Kirche und im Frieden könnte ein Wendepunkt sein. Der Aufruf zur Wiederentdeckung des weiblichen Gesichts der Kirche und die Forderung nach mehr Verantwortung für Frauen sind ein Echo der weltweiten Rufe nach Reformen. Ob diese Worte in konkreten Handlungen münden, bleibt abzuwarten. Doch in einem Punkt ist der Papst klar: Der Weg zum Frieden erfordert die aktive Beteiligung und Anerkennung der Frauen.