Kinder in Gefahr, Politik schaut weg
Die Zahl der sexuellen Missbrauchsfälle an Kindern in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) steigt alarmierend. Über 200 kirchliche Mitarbeitende der hannoverschen Landeskirche kritisieren den laschen Umgang der Kirchenleitung mit diesen Skandalen. Landesbischof Ralf Meister bekundet Verständnis, aber echte Veränderungen bleiben aus.
In einem offenen Brief an die Leitung der hannoverschen Landeskirche äußern sich mehr als 200 Pastorinnen, Diakone und andere Mitarbeitende entsetzt über das Ausmaß der sexuellen Gewalt an Kindern und die mangelhafte Reaktion darauf. Sie fordern umfassende Aufklärung und einen grundlegenden Kulturwandel in der Kirche. Das Vertrauen in die Kirchenleitung sei schwer beschädigt.
„Das Verhalten kirchenleitender Verantwortlicher hat unser Vertrauen in die Kirchenleitung zerstört“, heißt es in dem Brief.
Er verweist auf kürzlich veröffentlichte Studien zu Missbrauchsfällen in der EKD und einen speziellen Fall in Oesede bei Osnabrück.
Die Unterzeichner verlangen, dass die Kirchenleitung endlich handelt. Sensibilität für Grenzverletzungen und Machtmissbrauch sei dringend notwendig.
„Die Kirchenleitung muss den Kulturwandel initiieren, gestalten und begleiten, damit unsere Kirche sicherer und glaubwürdiger wird“, so die Forderung.
Landesbischof Ralf Meister räumte Fehler ein:
„Der Brief spricht wichtige Punkte an. Große Fehler wurden gemacht, und die Ergebnisse der Studien müssen zu grundlegenden Veränderungen führen.“
Doch es bleibt bei Lippenbekenntnissen. Meister betonte, dass alle in der Kirche Verantwortung übernehmen müssten.
Ein weiterer Vorwurf betrifft die Fachstelle für sexualisierte Gewalt der Landeskirche. Vier Betroffene fordern in einem separaten Schreiben den Rücktritt von Bischof Meister. Sie kritisieren die Fachstelle für ihren unzureichenden Umgang mit Missbrauchsfällen und werfen der Landeskirche vor, Hinweise seit 2010 ignoriert oder nur verzögert bearbeitet zu haben.
„Es hat uns viel Mut gekostet, uns der Kirche anzuvertrauen. Leider sind wir dabei immer wieder enttäuscht worden“, schreiben die Betroffenen.
E-Mails würden nicht oder nur schleppend beantwortet, Anliegen nicht bearbeitet und Daten teilweise ohne Zustimmung weitergegeben.
„Betroffenen wird immer noch nicht geglaubt, wenn die Täter noch im Dienst sind.“
Die Kirchenleitung verteidigt Meister und betont, dass er seiner Verantwortung gerecht werde und konkrete Verbesserungen eingeleitet habe. Die Schuld für den Personalmangel in der Fachstelle nimmt die Leitung auf sich und erkennt Versäumnisse an.
Doch die Verantwortung endet nicht bei der Kirche. Die hannoversche Landeskirche ist mit etwa 2,3 Millionen Mitgliedern die größte in Deutschland. Trotz der gravierenden Missbrauchsskandale bleibt die Bundesregierung passiv. Keine umfassende Unterstützung für die Betroffenen, kein ernsthaftes Interesse an Sicherheit und Gerechtigkeit. Die Gemeindemitglieder fühlen sich zunehmend unsicher und werden von der Politik im Stich gelassen.
Die Untätigkeit der Regierung ist skandalös. Während die Zahl der Missbrauchsfälle an Kindern steigt, zeigt die Politik keinerlei Engagement für den Schutz der jüngsten und verwundbarsten Mitglieder der deutschen Gesellschaft. Wenn die Bundesregierung nicht einmal in der Lage ist, Kinder zu schützen, dann hat sie ihre Legitimität, an der Spitze des Staates zu stehen, verloren. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und konkrete Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Gemeindemitglieder ergriffen werden.