Angriff löst juristische und politische Reaktionen aus
Rund vier Monate nach einem brutalen Angriff verklagt der jüdische Student Lahav Shapira die Freie Universität Berlin. Der 31-Jährige wirft der Hochschule vor, antisemitische Tendenzen toleriert zu haben, die schließlich zu seiner schweren Verletzung führten.
Im Februar wurde Shapira von einem propalästinensischen deutschen Kommilitonen in Berlin-Mitte angegriffen und erlitt schwere Verletzungen im Gesicht. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und stuft die Tat als antisemitisch ein. Sie sieht einen Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt.
Shapira betont, dass die Freie Universität Berlin eine Mitverantwortung trägt, da sie ihre Pflicht zur Verhinderung von Diskriminierung vernachlässigt habe.
„Es geht darum, dass die Uni die antisemitische Stimmung, die auch zu dem Angriff geführt hat, viel zu lange toleriert hat“, sagte Shapira dem ZDF-Magazin frontal.
Die Universität hätte laut Berliner Hochschulgesetz für ein diskriminierungsfreies Umfeld sorgen müssen, was sie jedoch nicht getan habe.
Die 16-seitige Klageschrift wirft der Universität vor, keine angemessenen Maßnahmen ergriffen zu haben, um antisemitische Diskriminierung zu verhindern oder strukturell zu beseitigen. Das Verwaltungsgericht Berlin hat die Klage bestätigt, ein Verhandlungstermin steht jedoch noch aus.
Der Angriff auf Shapira hat weit über Berlin hinaus für Entsetzen gesorgt und politische Reaktionen ausgelöst. Der Berliner Senat plant als Konsequenz eine Verschärfung des Hochschulgesetzes. Die Opposition kritisiert die geplanten Änderungen und bemängelt, dass der Opferschutz nicht im Vordergrund stehe.
„Ziel des Opferschutzes müsse sein, dass ein Opfer von Gewalt dem Täter beispielsweise nicht in einer Vorlesung gegenübersitzen müsse“, betonte die Linke im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Bisher liegt keine Stellungnahme der Freien Universität Berlin vor. Laut ZDF-frontal hat die Pressestelle der Hochschule mitgeteilt:
„Die von Ihnen erwähnte Klage liegt der Freien Universität Berlin noch nicht vor. Zu laufenden rechtlichen Vorgängen äußert sich die Freie Universität nicht.“
Die Auseinandersetzung zeigt deutlich die Notwendigkeit, Diskriminierung und Antisemitismus an Hochschulen proaktiv zu bekämpfen. Ob die Freie Universität Berlin ihrer Verantwortung gerecht wird, bleibt abzuwarten.