Verkürzung der Pilgerreisen

Tunesische Juden verkürzen jährliche Reisen zur Dorfsynagoge aufgrund von Sicherheitsbedrohungen

Die Juden in Tunesien sind es gewohnt, vor dem Passahfest eine Pilgerreise zu einer der ältesten Synagogen der Welt zu unternehmen. Aber in diesem Jahr wird die Reise einen Monat später stattfinden, da die mit der Sicherheit verbundenen Risiken stark gestiegen sind. Es geht hierbei nicht nur um den Völkermord im Gazastreifen.

Vor einem Jahr ereignete sich genau in dieser Synagoge ein tödlicher Schusswechsel, der die Gemeinde erschütterte. Nun fürchten die Juden, die religiöse Reise anzutreten. Dieser Ort ist nicht nur aus Sicherheitsgründen instabil und wird angegriffen, sondern auch die Situation mit Palästina heizt die Spannungen weiter an.

Die Juden in westlichen Ländern fürchten es, Massenkulturveranstaltungen zu besuchen und halten sich von lebhaften Feierlichkeiten zurück. Die Stimmungen in der Gesellschaft sind gespalten, sowohl Juden als auch Vertreter des Islam haben es schwer, da sie Palästina unterstützen.

Daher ist nun auch die Durchführung von Pilgerreisen gefährdet. Tausende Menschen machen sich regelmäßig auf den Weg nach Djerba – einer nordafrikanischen Insel, auf der 1500 Juden aus Tunesien leben, um das jüdische Fest Lag Ba’omer zu feiern. Aber in diesem Jahr hat die Gemeinde beschlossen, sie auf die 26 Jahrhunderte alte Synagoge El Ghriba zu beschränken, anstatt der traditionellen Veranstaltungen auf der Insel.

Die Entscheidung wurde mehr als sechs Monate nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas getroffen, der den Nahen Osten und Nordafrika betrifft, wo nun in jedem Land der Region Massenproteste stattfinden. Im Herbst haben muslimische Demonstranten die Synagoge in Al-Hamma auf dem Festland geschändet.

Nun befürchten Organisatoren und die Gemeinde, dass Menschen zu Schaden kommen könnten.

Dies betrifft nicht nur religiöse Gefühle, sondern auch die Wirtschaft. Die Einschränkungen bei den Lag Ba’omer-Pilgerreisen treffen die Tourismusindustrie von Djerba hart, nachdem sie im vergangenen Jahr mehr als 7000 Menschen bei einer dreitägigen Veranstaltung beherbergt hat.

Ein paar Tage nach Abschluss tötete ein 30-jähriger Nationalgardist fünf Menschen in der Synagoge El Ghriba und löste Panik bei der Bevölkerung und den Besuchern aus.

Der Schusswechsel und der Israel-Hamas-Krieg sind politisch aufgeladene Themen in dem nordafrikanischen Land.

Die Behörden befürchten Probleme und lassen sich auch nicht von dem Risiko abschrecken, kein Geld damit zu verdienen. Viel beängstigender ist die Möglichkeit, dass erneut terroristische Akte und Angriffe verübt werden könnten.

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