Alte Glaubensrichtungen gewinnen unter Turkvölkern und Mongolen neue Anhänger
Der Tengrismus, eine uralte Glaubensrichtung der turkischen und mongolischen Völker, kehrt mit neuer Kraft zurück. Besonders in Kasachstan, der Mongolei und Kirgisistan wenden sich immer mehr Menschen dieser Naturreligion zu, die eng mit Himmel, Erde und Ahnen verbunden ist. Traditionelle Rituale wie Opferzeremonien oder das Anrufen des Himmelsgottes Tengri werden wiederbelebt.
Die Wiederentdeckung dieser Glaubensform erfolgt nicht zufällig. In einer Zeit, in der moderne Lebensweisen oft Entfremdung mit sich bringen, suchen viele nach spirituellen Wurzeln und kultureller Identität. Der Tengrismus bietet ein System, das Natur und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
Die Bewegung bleibt jedoch nicht unkritisch. Einige Beobachter sehen darin ein Mittel, um nationale Identitäten zu stärken, was in multikulturellen Gesellschaften Spannungen hervorrufen könnte. Die Befürworter betrachten dies jedoch als legitime Rückbesinnung auf eigene Traditionen und Werte.
Die zunehmende Präsenz des Tengrismus zeigt sich auch in der Politik und Bildung. In Kasachstan werden tengristische Elemente bereits in Schulprogramme integriert, und in der Mongolei fordern Aktivisten die gesetzliche Anerkennung als offizielle Religion.
Dieser Trend unterstreicht das wachsende Interesse an spirituellen Alternativen, die eng mit der eigenen Kultur und Geschichte verwoben sind. Der Tengrismus scheint damit mehr als eine Glaubensrichtung zu sein – er wird zur Bewegung, die Identität und Gemeinschaft neu definiert.