Dunkle Machenschaften im Vatikan

Der einstige Vertraute von Papst Franziskus, Kardinal Becciu, erhält eine Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren wegen verheerender Finanzgeschäfte, die das Gesicht der katholischen Kirche erschüttern.

Im Vatikan erschüttert ein beispielloser Skandal die katholische Kirche: Kardinal Angelo Becciu, einst hochrangiger Berater von Papst Franziskus und selbst als möglicher Papstkandidat gehandelt, wurde von einem vatikanischen Gericht zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt. Der Vorwurf: schwerwiegende Finanzverbrechen.

Im Fokus des aufsehenerregenden Prozesses stand eine Immobilientransaktion in London, die für die katholische Kirche zu enormen Verlusten führte. Becciu, energisch alle Anschuldigungen von Veruntreuung und Amtsmissbrauch abstreitend, wurde schuldig gesprochen. Sein Anwalt, Fabio Viglione, beteuerte die Unschuld seines Mandanten und kündigte Berufung an. Doch Becciu war nicht allein vor Gericht; neun weitere Angeklagte, darunter Finanzexperten, Anwälte und ehemalige Vatikanmitarbeiter, sahen sich mit unterschiedlichen Anklagen konfrontiert. Das Urteil erging gemischt, und die Verhandlung, die mehr als zweieinhalb Jahre dauerte, deckte interne Machtkämpfe und Intrigen in den höchsten Reihen des Vatikans auf.

Nachdem drei Richter mehr als fünf Stunden über das Urteil beraten hatten, verkündete Gerichtspräsident Giuseppe Pignatone die Verurteilung von Kardinal Becciu wegen Veruntreuung. Dieser Schlag traf nicht nur den hohen Würdenträger, sondern auch das Herz der katholischen Kirche, deren Finanzgebaren von diesem spektakulären Fall ins Rampenlicht gerückt wurde.

Der Skandal entfaltete sich um eine Immobilie in London, fernab der vatikanischen Mauern, in der edlen Gegend Chelsea, 60 Sloane Avenue. Der Vatikan investierte über 200 Millionen Euro, um einen 45%igen Anteil an dem Gebäude zu erwerben, das in Luxusapartments umgewandelt werden sollte. Bis 2018 entschied das vatikanische Staatssekretariat, das Eigentum komplett zu erwerben und steckte weitere 150 Millionen Euro in den Kauf. Becciu, zu dieser Zeit der Substitute für Allgemeine Angelegenheiten des Vatikans – de facto der Stabschef des Papstes – soll den Deal abgesegnet haben.

Das Geld, das teilweise für wohltätige Zwecke vorgesehen war, floss in einen Treuhandfonds unter der Leitung des in London ansässigen italienischen Finanziers Raffaele Mincione. Als das Staatssekretariat später finanzielle Unterstützung von der eigenen Bank des Vatikans suchte, löste dies Bedenken aus und führte zu einer Razzia durch die vatikanische Polizei. Diese Aktion wiederum führte zu den Anklagen gegen Becciu, Mincione und die anderen Angeklagten.

Doch nicht nur die Londoner Immobilientransaktion stand im Fokus der Ermittlungen gegen Becciu. Ihm wurde auch vorgeworfen, beträchtliche Geldbeträge in seine Heimatdiözese Sardinien geleitet zu haben, wovon angeblich auch seine Familie profitierte. Zusätzlich soll er fast 600.000 Euro an Cecilia Marogna gezahlt haben, um eine in Mali entführte Nonne zu befreien. Die Anklage behauptete, dass Marogna das Geld stattdessen für Luxusgüter und Urlaube ausgegeben habe. Beide leugneten jegliche Vorwürfe einer sexuellen Beziehung.

Die Verurteilung von Kardinal Becciu stellt einen Meilenstein dar, da er der erste Kardinal ist, der wegen finanzieller Vergehen vor Gericht stand. Papst Franziskus reagierte auf die Vorwürfe, indem er Becciu 2020 seiner Rechte entzog, einschließlich des Stimmrechts bei einer zukünftigen Papstwahl. Der Skandal wirft einen Schatten auf die Bemühungen von Papst Franziskus, die Finanzen des Vatikans zu bereinigen und könnte erhebliche Auswirkungen auf sein Erbe als Reformer haben.

Der Fall Becciu enthüllt düstere Finanzpraktiken im Vatikan, stellt einen historischen Richterspruch dar und wirft einen bedrohlichen Schatten auf die Bemühungen von Papst Franziskus, die Kirche zu reformieren.

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